anonyma
Drama, D/Pl 2008, 131 min  Regie: Max Färberböck  Mit: Nina Hoss, Jewgeni Sidikhin, Irm Hermann FSK: 12  (Eintritt: 5,50)
DONNERSTAG 08.01. 20:00
Als im Frühjahr 2003 in Hans Magnus Enzensbergers «Anderer Bibliothek» die Tagebuchaufzeichnungen «Eine Frau in Berlin» erschienen, verlangte eine Rezensentin ultimativ: «Wer das Alphabet gelernt hat, darf und muss es jetzt lesen». 
Diesem Appell ist wenig hinzuzufügen. Die schonungslosen Notizen einer anonymen Autorin sind ein einzigartiges Dokument. Ohne jede Spur von Selbstmitleid hält die Verfasserin darin fest, was ihr von April bis Juni 1945 in Berlin widerfuhr, als die Rote Armee die Herrschaft übernahm. Dabei geht es nicht allein um «Schändung», die massenhaften Vergewaltigungen durch Rotarmisten, auch wenn sich ihre handschriftlichen Aufzeichnungen als Ganzes wie eine Distanz schaffende Reaktion auf die erlittene sexuelle Gewalt lesen. 
Die minutiösen Beobachtungen und Reflexionen entwerfen ein authentisches Bild der Besetzung Berlins, in dem die eigenen Überlebensstrategien nicht anders geschildert werden als das Verhalten der Sieger: unsentimental, in einer pointiert nüchternen, gelegentlich auch sarkastischen Sprache. Eine radikale Perspektive auf den Untergang. (cinomat.de)
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